Travelreport der Stella Maris


Hallo,

die Herbstsaison haben wir eine gute Woche früher als geplant, beendet. Die ersten Herbst/ Winterstürme sind dieses Jahr früher als im vorigen über uns hereingebrochen. Seit einer knappen Woche weht, regnet und gewittert es, wenn es auch immer noch angenehm warm ist (ca. 25 Grad). Aber bei starken Gewitterböen in einer engen Bucht zu liegen und immer gespannt darauf achten zu müssen, ob der Anker auch hält, macht wirklich keinen Spaß. So haben wir es in Marmaris an unserem Stammplatz gemütlicher.

Also, im Juli versprach ich, über unseren Frühjahrstörn noch ein bisschen zu berichten.

Nach einem kurzen Ausflug nach Osten, auf dem wir erste Lykische Felsengräber besuchten, kehrten wir noch mal nach Marmaris zurück und brachen dann am 10. Mai nach Norden auf. Vorwiegend entlang der türkischen Küste segelten oder motorten wir nach Norden. Erste große Besichtigung war in Bodrum eine sehr gut erhaltene Johanniterburg, die heute ein Museum ist. Ansonsten erschien uns Bodrum laut, quirlig und sehr überfüllt. Wir waren froh, unseren Bus zur weiter entfernt liegenden Marina besteigen zu können.

Danach kam dann Samos. Wir ankerten im Vorhafen von Pythagoreion, dort wo Pythagoras geboren wurde, aber nicht seinen klugen mathematischen Satz erfunden hat. Ein liebenswertes kleines Städtchen,  mit einem Mietauto erkundeten wir Samos mit einer wunderschönen Natur und mit einer beeindruckenden Ruine eines Hera-Tempels.

In Kusadasi blieben wir ein paar Tage und mieteten ein Auto. Erstes Ausflugsziel war Ephesos. Eine solche Fülle gut erschlossener und gut erhaltener Ruinen ist nur an wenigen Stellen zu finden, wohl nur an wenigen Stellen auch so viele Touristen. Dennoch es war schön, besonders gefielen uns die Hanghäuser, ein „moderner“ Terassenbau mit Eigentumswohnungen von 450 bis 600 qm. Alles ist heute überdacht und drinnen sind fleißige Leute dabei, das größte Puzzle der Welt zu bearbeiten, nämlich alle die kleinen Steine der zahlreichen Mosaiken wieder an ihren Platz zu bringen.

Einen weiteren Tag verbrachten wir damit Pamuccale, die großen Sinterterrassen zu besichtigen. Eigentlich Natur pur, aber wieder voll im Griff vieler Besucher. Als nächstes besuchten wir Milet und Dydima. Milet, einst eine einflussreiche Hafenstadt am Mäander (Höhepunkt der Entwicklung im 6. Jh. v. Chr.)  liegt heute weit im Binnenland, wie es bei so vielen Flussmündungen geschieht. Ein beeindruckendes Theater und einige Fundamente sind noch erhalten. Dann wurde auf ein großartig gestaltetes „Markttor“ aus römischer Zeit hingewiesen, dass in einer Zeichnung abgebildet war. Wir erinnerten uns: in Berlin im Pergamonmuseum ist es in all seiner Pracht aufgebaut.

Dydima, kaum von Touristen besucht, erschlägt durch die Monumentalität seines Apollotempels. Es liegt 20 km südlich von Milet, mit dem es durch eine Prozessionsstrasse verbunden war. Es war das Hauptheiligtum der Mileter. Der Tempelhof war von einer hohen Mauer umgeben, die wiederum von 122 mächtigen Säulen (knapp 20 Meter hoch) umstanden war. Der Bau wurde zum Ende des 4 Jht v. Chr. begonnen, aber nie ganz fertig gestellt. Auf mich wirken diese gewaltigen Tempel immer ein wenig bedrückend, weil sie von einer Hybris des Menschen zu zeugen scheinen. Vielleicht fühle ich mich angesichts solcher Ausmaße auch nur so klein, weil es mir ein wenig an Selbstbewusstsein fehlt.

Damit waren die Highlights der alten Kultur auf unserer Route besucht. Wir segelten noch ein wenig nach Norden bis zur Nordküste der griechischen Insel Chios, um über viele kleine Inseln des Dodekanes nach Süden zurüchzukehren. Es gibt noch eine hübsche kleine Geschichte von der Insel Fourni. Fourni war ein Schlupfloch von Piraten, denen es eines Tages gelungen sein soll, Caesar höchst persönlich gefangen zu nehmen. Sie erkannten, dass er eine wichtige Person war und behandelten ihn gut, weil sie auf ein hohes Lösegeld hofften. Man sagt, dass Caesar ihnen die Höhe des zu fordernden Lösegeldes selbst vorschlug, doch dies erschien den Piraten viel zu hoch. Sie forderten weit weniger, was vom römischen Senat sofort akzeptiert und gezahlt wurde. Als Caesar frei war, rüstete er einige Schiffe aus und erschlug alle Piraten, die ergriffen werden konnten. Man sagt, er sei tief beleidigt gewesen, weil die Piraten ein so geringes Lösegeld für ihn gefordert hatten.

Wir besuchten neben weiteren Inseln dann noch Nissiros mit seinem beeindruckenden Krater und kehrten über Pandormitis auf Symi nach Marmaris zurück. Knapp 700 sm lagen nach 33 Tagen hinter uns.

Nach einigen Wochen in Kiel, um dem heißen Sommer in der Westtürkei zu entfliehen, kehrten wir Anfang September zur Stella zurück.

Am 10. September starteten wir unseren zweiten Segeltörn in dieser Saison. 60 Stunden brachten uns von Marmaris nach Girne (Kyrenia) in Nordzypern (240 sm). Im Handels- und Fährhafen wurde in einer Ecke eine kleine Marina gebaut, in der unsere Stella sicher lag. Wir blieben 10 Tage und sahen uns gründlich um. In Nordzypern gibt es offensichtlich ein Kartell der Autovermieter, denn keiner vermietet ein Auto unter drei Tagen. Zunächst dachten wir, dass sei für den kleineren Norden ein wenig zu lange, aber mit einem Ausflug an die Westküste und einem nach Salamis und Famagusta sowie zur wilden Halbinsel Karpaz  verging die Zeit sehr schnell. Drei Tage verbrachten wir mit einem Mietauto im Süden der Insel (Hotelübernachtungen). An den restlichen  Tagen besuchten wir Girne und Nikosia.

Zypern ist eine Reise wert. Wir besuchten – soweit mir bekannt – die ältesten steinzeitlichen Siedlungen, die in einem so guten Erhaltungszustand sind (früheste Teile aus dem 8. Jahrtausend v. Chr. Wir sahen uns gut erhaltene und unglaublich schöne römische Mosaiken an, die in einem „archäologischen Park“ gut geschützt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht  sind. Im Troodos Gebirge und auf der Halbinsel Karpaz gab es Natur pur – abgesehen von ein wenig Tourismus. Wir ließen uns von der gewaltigen Burg in Girne (12. Jahrhundert) beeindrucken und freuten uns an verschiedenen Orten über die wunderschönen gotischen Kirchen, die im Norden fast alle als Moscheen genutzt werden. Nicht besucht haben wir die zahlreichen Klöster und Kirchen der Byzantinischen Zeit, obwohl viele davon sehr sehenswert sind, aber dafür hätte die Zeit nicht gereicht.

Am 11. Tag starteten wir am frühen Abend zurück an die türkische Küste. Da ca 80 sm vor uns lagen, hatten wir uns entschlossen, abends auszulaufen, und erreichten am Vormittag Gazipasa einen Hafen am östlichen Ende der Bucht von Antalya.

Wir sind dann gemütlich die Küste nach Westen gesegelt und haben unterschiedliche Plätze angelaufen. Einige Touristen-Hochburgen wie Alanya und Kemer, nicht viel besuchte kleine Ankerbuchten  mit Schildkröten im Wasser und vielbesuchte Ankerplätze mit archäologisch interessanten Bauten (an Land und unter Wasser). Wir besuchten Kastellorizo, eine kleine, griechische Insel nur 2,5 sm vor dem türkischen Festland, aber viele sm von jeder anderen griechischen Ansiedlung entfernt.

Auf diesem Weg durchsegelten wir den von Lykiern besiedelten Küstenstreifen, Ihr erinnert Euch, das Volk das einerseits in Steilhängen hoch oben Felsengräber baute oder überall Pfeiler errichtete, auf denen sie Sarkophage oder kleine Häuschen platzierten, in denen sie Ihre Toten begruben.

Über die Herkunft der Lykier haben die Fachleute bisher nicht sehr viel herausbekommen. Man vermutet, dass sie aus Zentralanatolien kamen, man weiß, dass sie eine indogermanische  Sprach sprachen, die aber immer noch nicht ganz entziffert ist. Man weiß wenig über ihre Jenseitsvorstellung und ihre Götterwelt. Im Laufe der Jahre assimilierten sie sich an die griechische Umgebung, ihre Sprache ging verloren, nur ihre Gräber und einige Ruinenstädte legen Zeugnis ab.

Im Gebiet der Insel Gekova gibt es viele im Wasser versunkene Bauwerke, die einerseits durch ein Erdbeben um die Zeitenwende untergingen, anderseits aber auch weiterhin versinken, da sich hier die Küste in 100 Jahren etwa 15 cm senkt.

Letzte Station vor der Rückkehr nach Marmaris war Rhodos. Der Segelhafen immer noch überlaufen, vor allem an den Wochenenden, wenn auf den vielen Chaterbooten Crewwechsel ansteht. Wir erreichten Rhodos mit beginnendem schlechten Wetter, seitdem stürmt, regnet und gewittert es (s. oben).. Nach 32 Tagen und knapp 600 sm beendeten wir unsre diesjährige Segelsaison. Für den 9. November haben wir unseren Flug nach Hause gebucht. Wir freuen uns darauf, einige von Euch auch wieder persönlich zu treffen oder wenigstens am Telefon einen Schatz zu halten.

Neben den vielen Eindrücken, die wir an Land gewonnen haben, haben wir auch wieder viele neue Segler und Menschen an Land kennen gelernt, was uns viel Freude macht.

Für den 9. November haben wir Flüge gebucht. Bis dahin sind noch zahlreiche Aufgaben zu erledigen, u. a. auch wieder Rost zu bekämpfen. In 39 Jahren, die wir die Stella jetzt haben, ist es uns nicht gelungen, Ihr das Rosten ganz abzugewöhnen.

Seit also alle ganz herzlich gegrüßt von der Stella Maris

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